Vermutlich sind Sie aus einem von drei Gründen auf diesem Artikel gelandet:
- Ihr Unternehmen hat einen Energieverbrauch von mehr als 7,5 GWh/a und Sie sind verpflichtet, ein Energiemanagementsystem einzuführen
- Sie sind nach EDL-G §8 dazu verpflichtet, ein Energieaudit durchzuführen, und haben gesehen, dass Sie das nicht machen müssen, wenn Sie ein Energiemanagementsystem einführen
- Sie wollen wissen, was ein Energiemanagementsystem ist
Kurz: Ein Managementsystem nach ISO 50001 bietet eine strukturierte Methode, um die Energieeffizienz zu verbessern und gleichzeitig die Energiekosten zu senken. Doch was genau verbirgt sich hinter der Norm und wie profitieren Unternehmen von der Zertifizierung nach ISO 50001?
In diesem Artikel erklären wir, was ISO 50001 ist, welche Vorteile sie für Unternehmen bietet und wie der Zertifizierungsprozess aussieht. Zudem erfahren Sie, wie Sie Fördermöglichkeiten nutzen können, um die Einführung eines Energiemanagementsystems kostengünstiger zu gestalten.
Was ist eigentlich ein Managementsystem?
Bevor wir tiefer in die Materie einsteigen, möchten wir noch auf zwei Punkte eingehen, die wichtig sind, bevor wir uns dann um das Energiemanagementsystem kümmern.
Die erste Frage ist eine, die wir regelmäßig hören, und die lautet etwa so: „Wir haben hier so ein Webinterface, auf dem wir unseren Energieverbrauch darstellen. Ist das jetzt schon ein Energiemanagementsystem?“
Das kann man meist sehr schnell verneinen, obwohl viele Anbieter solcher Systeme von einem Energiemanagementsystem reden: Genaugenommen handelt es sich hierbei um Energiemonitoringsysteme, was kein Managementsystem ist. Allerdings kann ein Energiemonitoringsystem unabdingbar für den reibungslosen Ablauf eines Energiemanagementsystems sein.
Die nächste Frage, die sich direkt daraus ergibt, ist dann: Was ist eigentlich ein Managementsystem?
Ein Managementsystem ist eine strukturierte Sammlung von Prozessen, Richtlinien und Verfahren, die darauf abzielen, bestimmte Ziele innerhalb einer Organisation effizient zu erreichen. Es sorgt dafür, dass alle Ressourcen (wie Menschen, Zeit und Materialien) optimal genutzt werden, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.
Ein Managementsystem hilft dabei, Qualität, Effizienz und Konsistenz zu gewährleisten. Es legt fest, wie bestimmte Aufgaben organisiert und durchgeführt werden, und stellt sicher, dass die Ergebnisse den vorab definierten Standards entsprechen, und läuft meist nach dem folgenden Prinzip ab:
- Ziele und Strategien: Definiert, was erreicht werden soll und wie dies geschehen kann.
- Rollen und Verantwortlichkeiten: Bestimmt, wer für welche Aufgaben verantwortlich ist.
- Prozesse und Verfahren: Beschreibt, wie die verschiedenen Aufgaben und Aktivitäten durchgeführt werden müssen.
- Kontrollen und Überwachung: Dienen dazu, den Fortschritt zu überwachen und sicherzustellen, dass alles nach Plan verläuft.
- Dokumentation: Alles, was mit dem Managementsystem zu tun hat, wird oft in Form von Richtlinien und Berichten dokumentiert, um Transparenz und Nachvollziehbarkeit zu gewährleisten.
Bekannte Managementsysteme sind etwa ISO 9001, ein Qualitätsmanagementsystem, das Unternehmen dabei hilft, Dienstleistungen und Produkte in gleichbleibender Qualität zu liefern, ISO 14001, ein Umweltmanagementsystem, das bei der Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks unterstützt. Und eben ISO 50001, das hier behandelte Energiemanagementsystem.
Was ist ein Energiemanagementsystem nach ISO 50001? Definition und Vorteile
Die ISO 50001 bietet Unternehmen eine Vielzahl an Vorteilen, die sowohl wirtschaftliche als auch ökologische Aspekte umfassen. Einer der größten Vorteile ist die Einsparung von Energiekosten. Durch eine systematische Analyse und Optimierung des Energieverbrauchs lassen sich oft 10–30 % an Energiekosten einsparen, in einzelnen Fällen sogar noch deutlich mehr. Dies geschieht durch die Identifikation ineffizienter Prozesse, den bewussten Einsatz von Energie und die Umsetzung konkreter Maßnahmen zur Verbrauchsreduzierung. Darunter fällt etwa das Nutzen bereits vorhandener Energieströme, die bisher verloren gegangen sind.
Diese Maßnahmen werden meist erst durch den nächsten Vorteil des Energiemanagementsystems möglich: die Steigerung der Energieeffizienz. Das Managementsystem ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung und Verbesserung des Energieeinsatzes, wodurch Unternehmen langfristig weniger Energie verschwenden und effizienter wirtschaften können.
Mit der Verbesserung der Energieeffizienz geht auch eine Reduzierung des CO₂-Ausstoßes einher. Durch einen geringeren Energieverbrauch werden weniger Treibhausgase emittiert, was zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen beiträgt und Unternehmen umweltfreundlicher macht. Dies ist besonders für Unternehmen von Vorteil, die in Branchen tätig sind, in denen Nachhaltigkeit eine zunehmend wichtige Rolle spielt.
ISO 50001 vs. Energieaudit DIN 16247: Was ist die bessere Wahl?
Seit dem 18.11.2023 gilt nach § 8 EnEfG, dass alle Unternehmen mit einem Energieverbrauch im Mittel der letzten drei Jahre von mehr als 7,5 GWh/a (entspricht 7.500 MWh/a oder 7.500.000 kWh/a) dazu verpflichtet sind, ein Energiemanagementsystem einzuführen.
Vorsicht: Ab Datum der Überschreitung bleiben 20 Monate Zeit, bis das Managementsystem zertifiziert sein muss. Von der Pflicht, ein Energieaudit durchzuführen, sind solche Unternehmen in diesem Moment befreit.
Für ein Unternehmen, das energieauditpflichtig ist, besteht aber die Möglichkeit, sich für einen der beiden Wege zu entscheiden: entweder ein Energieaudit nach DIN 16247-1 durchzuführen oder ein Energiemanagementsystem einzuführen.
Generell gilt, dass ein Energieaudit schneller umgesetzt werden kann, niedrigere Kosten entstehen und keine strukturelle Integration in das Unternehmen stattfindet. Der gesamte Aufwand ist damit geringer, aber es gibt auch keine kontinuierliche Optimierung und Kontrolle der Prozesse. Häufig wird beim Wiederholungsaudit (etwa durch uns), das nach vier Jahren stattfindet, keine Veränderung festgestellt. Eine Umsetzungs- oder Verbesserungspflicht besteht nicht.
Das Energiemanagementsystem dagegen ist wesentlich umfangreicher und wird komplett in den Unternehmensablauf integriert. Das bedingt einerseits natürlich eine nachhaltigere Verbesserung und inkrementelle Optimierung aller Prozesse, andererseits bedeutet es einen höheren Aufwand, eine längere Implementierungszeit und produziert höhere Kosten. Hinzu kommt, dass ein erhöhtes technisches Know-how im Unternehmen vorhanden sein oder von extern hinzukommen muss. Hierzu können Sie uns selbstverständlich gerne jederzeit ansprechen.
Bei einem Unternehmen bis zu 50 GWh/a kann davon ausgegangen werden, dass etwa eine halbe Stelle, bis Stelle an Aufwand pro Jahr für den Betrieb aufgewendet werden muss. Bei mehreren Standorten kann dies aber auch noch deutlich darüber liegen. Daher lohnt sich die Einführung einer ISO 50001 meist nur für energieintensive Unternehmen, die nach neuer Gesetzeslage ohnehin zur Einführung verpflichtet sind.
Der Weg zu einer Zertifizierung nach ISO 50001
Die Einführung eines ISO 50001-Energiemanagementsystems kann entweder von einem geschulten Mitarbeiter des Unternehmens durchgeführt werden oder durch einen externen Berater. Unabhängig davon, wer die Einführung übernimmt, ist der Ablauf überwiegend ähnlich:
- Planung & Initialanalyse
- Festlegen von Energiezielen und einer Energiepolitik für das Unternehmen.
- Erfassung des aktuellen Energieverbrauchs, Erstellen einer energetischen Bewertung
- Identifikation der größten Energieverbraucher und möglichen Einsparpotenziale.
- Implementierung des Energiemanagementsystems
- Aufbau eines Energieteams, das für die Umsetzung verantwortlich ist.
- Einführung eines Mess- und Monitoring-Systems, um den Energieverbrauch kontinuierlich zu überwachen.
- Schulung der Mitarbeiter, um das Bewusstsein für energieeffizientes Verhalten zu stärken.
- Entwicklung von Maßnahmen zur Energieeinsparung und Optimierung von Prozessen.
- Interne Überprüfung & Managementbewertung
- Durchführung einer internen Auditierung, um die Wirksamkeit des Managementsystems zu prüfen.
- Überprüfung durch das Management: Passen die Maßnahmen zu den Unternehmenszielen?
- Externe Zertifizierung
- Ein unabhängiger Zertifizierer überprüft das Energiemanagementsystem.
- Falls alle Anforderungen erfüllt sind, erhält das Unternehmen die ISO 50001-Zertifizierung.
- Nach der Zertifizierung erfolgt eine jährliche Überprüfung (Überwachungsaudit) und alle drei Jahre eine Re-Zertifizierung.
Falls Sie weitere Fragen zur Einführung eines Energiemanagementsystems haben, können Sie sich jederzeit gerne bei uns melden. Wir unterstützen Sie bei der Einführung, bei der Festlegung von Energiezielen und bei der expliziten Planung und Umsetzung von Maßnahmen.
ISO 50001: Kosten und Fördermöglichkeiten
Jetzt haben wir Ihnen einen groben Überblick über die Einführung eines Energiemanagementsystems gegeben. Bleibt die Frage, was die Kosten für eine Zertifizierung auf Sie zukommen könnten.
Im Mittel können die Gesamtkosten bei KMUs zwischen 15.000 und 50.000 € liegen, während bei größeren Unternehmen auch Summen von bis zu 200.000 € realistisch sind.
Derzeit stehen keine weiträumigen Förderungen für die Einführung eines Energiemanagementsystems zur Verfügung. Informationen hierzu, die im Internet oder über GenAi gefunden werden können, basieren meist auf veralteten Förderrichtlinien, die nicht mehr gültig sind. Es kann allerdings vereinzelt regionale oder branchenspezifische Fördertöpfe geben. Hier können Sie gegebenenfalls in der Förderdatenbank oder auf vergleichbaren Portalen nachschauen.
Bei Fragen rund um ISO 50001 und allen damit verbundenen Pflichten stehen wir Ihnen jederzeit zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns gerne noch heute.